Kensho oder Satori?

Ich glaube, dass jeder einen eigenen Lebensplan – einige nennen ihn Seelenplan – hat. Manche finden ihn schon sehr früh, wie Wolfgang Amadeus Mozart, der schon mit 4 Jahren ein begnadeter Pianist war. Nur wenige Menschen wissen so früh, was ihr Weg ist und ob sie ihrem Lebensplan folgen

Eine kleiner Exkurs zum Wort Lebensplan sei mir verziehen. Dieses Wort vermittelt eigenglich den Gedanken, wir könnten unser Leben schön durchplanen und es dann Punkt für Punkt abhacken. Aber so läuft das Leben nicht, auch wenn in unserem materialistisch-patriarchalen Zeitalter vielen danach ist. Daher wäre der Begriff Lebensentwurf wohl trefflicher. Aber im Kontext von Kensho und Satori bevorzuge ich den leicht einengenden Begriff Lebensplan. Wie auch immer die Terminologie lautet: der beste Reiseführer ist dabei unser Herz. Wenn wir auf unser Herz hören, dann fällen wir immer die Entscheidungen, die unserem Lebensentwurf entspricht. Nur gelingt uns das oftmals nicht. Unser Verstand bringt hurtig vermeintlich oder tatsächlich logische Argumente herbei, warum wir dies oder jenes nicht machen sollen. Genetisch verankerte Verhaltensmuster, die über Generationen vererbt werden, Lebensskripts aus frühester Kindheit oder Glaubenssätze gehört und geglaubt in den ersten 7 Lebensjahren tun ihr übriges, um es uns bisweilen sehr schwer zu machen, unserem Herzen, unserem tiefsten Innern zu folgen.

Wie können wir gleichwohl herausfinden, was unser ganz persönlicher Lebensplan ist? In Japan gibt es das Prinzip von Kensho und Satori: um dem Lebensgefüge zu entrinnen, das uns unsere Eltern, unser Umfeld und die Welt im Allgemeinen vorgegeben haben, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten, dem eigenen Lebensplan zu folgen. Die eine ist der Weg des Schmerzes – Kensho. Die meisten Menschen fangen erst an über ihren Lebensweg nachzudenken, wenn sie etwas Schmerzvolles erfahren oder sie selbst oder ihre Angehörigen schwer erkranken; andere brauchen einen Jobverlust, eine zerbrochene Freundschaft oder die Trennung vom Partner. Auch die Midlife-Crisis kann Menschen aufrütteln, damit sie merken, dass ihr Seelenplan eigentlich ein anderer ist.

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Kensho oder Satori?

Lebensentwurf selbst gewählt oder fremd bestimmt?

Was bisweilen passiert

Ich hatte mich in meinen ersten 45 Lebensjahren eindeutig für den Weg des Schmerzes entschieden. Mir fehlte das Bewusstsein um die Kräfte, die unser Leben beeinflussen, um die Macht unserer bewussten und unbewussten Gedanken. Weder lange Krankheit, Autounfälle, unbefriedigende Karriere, noch das unerfüllte Leben in einer Sekte vermochten mich wach zu rütteln.

Manche unter uns erkennen derweil schon sehr früh die andere Möglichkeit: der Weg des Bewusstseins – Satori. Um die schmerzvolle Erfahrung zu vermeiden, müssten wir beginnen, an unserem Bewusstsein zu arbeiten. Die Gelegenheiten hierfür sind vielfältig: Besuch von Seminaren, die unsere Persönlichkeitsentwicklung voranbringen, inspirierende Literatur, bewusstseinsfördernde Podcasts, spirituelle Bücher, Meditation, Männer- oder Frauengruppen, Yoga, Jakobsweg oder allgemein Reisen, die wir ganz alleine unternehmen. All diese Dinge werden uns helfen, persönlich zu wachsen.

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Zwei Wege

Es gibt somit nur den Weg der schmerzvollen Erfahrungen oder den freiwilligen Pfad, der zu unserem eigentlichen Lebensplan führt. Ich hatte den Wechseln von Kensho zu Satori nicht bewusst gemacht sondern hatte das Glück, dass in meinem 46. Lebensjahr meine innere Intelligenz – oder Seele - das Zepter übernahm und mir eine völlig neue und unerwartete Gewissheit verschaffte: die Gewissheit, dass ich sterben werde. Kaum in Worte zu fassen, dieses Gefühl – und doch so klar und unmissverständlich. Ich war weder krank noch depressiv, aber ich wusste, ich muss handeln. Ein Arzt, der weit über den Tellerrand der Schulmedizin lugt, erkannte sofort, dass ich bis dahin nicht meinem Lebensplan folgte und gab mir erst einmal ein einziges hochpotenziertes homöopathisches Kügelchen. Zwei Tage später lag ich total verkrampft und am ganzen Körper steif im Bett. Zuerst Panik, dann Träume. Bislang verdrängte Bilder aus der Kindheit und verwirrende Gedanken wechselten sich ab mit einer alle Dämme brechenden Klarheit: weiter machen und sich bald von diesem Planeten verabschieden oder dem Lebensplan folgen. Kensho oder Satori.

Zwei Blicke

Kennst du diesen Moment im Leben auch, wenn eine scheinbar bis lang nicht vorhandene innere Intelligenz die Führung übernimmt? Wenn dieses Geschenk des Lebens plötzlich in dein Leben tritt und du anfängst, deinem Lebensplan zu folgen? Und kennst du die damit verbundene Angst vor dem nächsten, unbekannten Schritt? Lerne auf deine innere Stimme zu hören. Deinen Lebensplan zu erkennen kann eigentlich mit zwei unterschiedlichen Blicken geschehen: der Blick zurück auf deine bisherige Lebenslinie oder der Blick nach vorne, also dorthin hinein fühlen, wo dein Herz eigentlich hinwill. Manchen ist Satori in die Wiege gelegt, anderen wie ich, dürfen ihn später kennen lernen. Satori im Leben zu begegnen ist immer eine Gnade und der Weg zu wahrem Glück.

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