Männer in der Krise oder wie werde ich zum Mann?

Fühlst Du Dich manchmal überfordert in Deinen Rollen als Mann, Vater, Liebhaber, Angestellter, Chef und Freund? 

Wünschst Du Dir mehr innere Kraft und Klarheit?

Möchtest Du herausfinden, was du wirklich willst und wie du das erreichen kannst?

Mann, Männerarbeit, Männergruppe

Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird die Welt von einer Krise der männlichen Identität von gewaltigem Ausmass konfrontiert. Soziologen, Anthropologen und Tiefenpsychologen sehen immer mehr die verheerenden Dimensionen dieses Phänomens, das jeden einzelnen von uns ebenso berührt wie die Gesellschaft als Ganzes. Woher rührt diese Verwirrung bei Männern?

Nach meiner Einschätzung sind die Ursachen vielfältig und nicht leicht auf einen einzigen Nenner zu bringen. Mit diesem Blog beleuchte ich einen einzelnen Aspekt, der mir in dieser Frage essentiell erscheint: der Zusammenbruch der traditionellen Familie. Es ist eine traurige Tatsache, dass in immer mehr Familien der Vater verschwindet. Der nicht anwesende Vater ist einer der schwerwiegendsten Veränderungen – angestossen durch die industrielle Revolution und weiter gepflegt durch eine Leistungshaltung, die mehr vom Mann will, als er eigentlich geben sollte. Väter fehlen emotional oder körperlich und richten damit seelische Verwüstung bei den Kindern beider Geschlechter an. Der schwache oder abwesende Vater blockiert bei Söhnen wie Töchtern die Entfaltung der Identität und die Fähigkeit zur Aufnahme intimer und positiver Beziehungen zum eigenen und anderen Geschlecht. Selbstverständlich gibt es, glücklicherweise, löbliche Ausnahmen; Väter, die die Wichtigkeit ihrer physischen und mentalen Präsenz erkannt haben und für Ihre Söhne und Töchter ein nährender, anwesender, umsorgender und fördernder Vater sind. Viele Väter indes vermögen dies nicht zu leisten. Nicht, weil sie unwillens oder unfähig wären, sondern weil die Umstände oder das Bewusstsein fehlt. Auch Paten, Onkel und Grossväter, die bisweilen Unterstützung leisten könnten, fehlen. Ein ständiges sich schlecht oder ungenügend fühlen begleitet derweil viele Väter und familiennahen Männer. 

Das Verschwinden von Ritualen

Traditionelle Gemeinschaften besassen noch klare Vorstellung darüber, was einen Jungen zum Mann werden lässt. Ob Kelten, Inuit, Apachen oder andere Volksstämme, sie hatten sorgsam ausgearbeitete Rituale, die dem jungen, etwa 12 jährigen Knaben des Stammes den Weg zur Mannwerdung ebneten: das Initiationsverfahren. Jahrhunderte der Zivilisation haben diesen Ritualen den Garaus gegeben und sie fast völlig zum Verschwinden gebracht. Pseudo-Einweihungen, wie sie heute da und dort praktiziert werden, sind derweil weniger kraftvoll und prägend.

Was passiert mit einer Gesellschaft, die solche Rituale verkennt oder sie bisweilen gar bekämpft? Viele Männer erhalten keine Einweihung in das Mannsein mehr. Statt Mann-Bewusstsein zu erfahren, übernimmt heute das Jungen-Bewusstsein das Ruder. Verantwortung tragen oder Führung übernehmen ohne wahre Männlichkeit geht derweil nicht. Das Resultat dürfen wir leider allzu oft zur Kenntnis nehmen: Machos, Grossmäuler oder krankhafte Narzissten, die so tun, als ob sie Männer wären. Aber ihre schwach ausgeprägte Männlichkeit dringt irgendwann an die Oberfläche: beleidigendes bis zu gewalttätigem Ausagieren gegenüber anderen Menschen, Frauen wie Männern - Passivität und Schwäche im Führen einer nährenden Beziehung zu ihren Partnerinnen - die Unfähigkeit, das eigene Leben erfolgreich und schöpferisch zu führen und Leben und Kreativität in anderen zu wecken - und häufig eine innere Vereinsamung, die mit Protzen oder Wichtigtuerei übertüncht wird. Gerade in den letzten rund Jahren von 2020 bis 2023 ist dieses Jungen-Bewusstsein noch mehr aus dem Schattendasein hervorgetreten: Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch der Mann von nebenan rufen offen zur Diskriminierung Andersdenkenden auf, desavouieren geimpfte wie auch impfstofffreie Menschen, fälschen Statistiken oder dienen irgendwelchen ‘höheren’ Interessen. Solcherlei Gehabe kommt nur von schwachen Männern. Wahre Männlichkeit hingegen bleibt besonnen, schützt, umsorgt, schafft Sicherheit für seine Nächsten und ist ehrlich und stets verbindlich.

Männer stärken Männer 

Ich bin davon überzeugt: Männer brauchen Männer, um ihre Männlichkeit und ihre wahre Kraft zu finden. Männlichkeit bedeutet für mich, dass ein Mann erst einmal genau wissen sollte, was er im Leben will und lernt, seine Ziele bewusst und klar anzugehen. Männlichkeit heisst auch, umsetzungs- und durchsetzungsstark zu sein, dort wo es die Umstände erfordern – und zu beschützen, zu umsorgen, zu hüten, dort, wo danach verlangt wird. Echte Männlichkeit setzt sich auch mit den eigenen Ängsten auseinander, stellt sich ihnen und wandelt sie in Stärke um. Wie viel Angst und Panik hätte in den letzten 2 Jahren vermieden werden können, wenn Männer sich ihrer tiefsitzenden Ängste gestellt hätten statt in Panik und Aktionismus zu verfallen. 

Ich lebe die Überzeugung, dass wir Männer zuerst uns selbst begegnen sollten, um herauszufinden, was wahre Männlichkeit ist. Ich glaube, dass die Männergruppe als Format diese Entwicklung anstossen und fördern kann. Sie ersetzt den abwesenden Vater zwar nicht, vermag aber da und dort als Korrektiv zu wirken. Durch das Einbringen unseres eigenen Erlebens und durch Präsenz anderer Männer wird diese Entwicklung erlebbar. Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass gerade jetzt viele neue Männergruppen entstehen.

Diese Gruppen wollen die Krise des Mannseins ursachenbezogen angehen – in unterschiedlichster Ausprägung. Auch die neu gegründete Männergruppe «Männer stärken Männer» leistet diese Entwicklungsarbeit: mal kraftvoll, mal sanft - mal Wissen schaffend, mal intuitiv – mal mit Gesprächen, mal mit Ritualen – mal im Wald, mal bei der Weinprobe oder im Seminarraum. Niemals viel Lärm um nichts, aber immer stärkend, authentisch, ästhetisch. Die regelmässigen Treffen sollen uns Männern helfen, mit uns selbst ins Reine zu kommen, um unsere wahren Aufgaben zu meistern. Männer tragen tief in sich die natürliche Befähigung, andere zu stärken, ihren Partnerinnen oder Partnern Sicherheit und Geborgenheit zu schenken. Ich glaube, dass sie dazu – je nach Vorhandensein der Vaterkraft – die Männerrunde brauchen, um in diese natürliche Befähigung hineinzufinden. Das Denken und Handeln im Kreis dieser Männerrunde ist u.a. geprägt von den vier Archetypen, wie sie C.G. Jung formuliert hat: König – Krieger – Magier – Liebhaber. Und inspiriert von der langen Tradition der Männerbewegung. 

Werde Teil dieser Bewegung. Und finde heraus, was es in deiner Partnerschaft, als Vater und in deinem Beruf bedeutet, König, Krieger, Magier und Liebhaber zu sein. Eine spannende Entdeckungsreise erwartet dich!

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Kensho oder Satori?

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Warum wir nicht tun, was wir wollen.